Die Psychosomatik in der Psychotherapie
Einleitende Worte zur Psychosomatik
Einreden und Ausreden
"Etwas geht mir unter die Haut.", "Ein Problem bereitet mir Kopfzerbrechen.", "Etwas schlägt mir auf den Magen.", "Etwas geht mir an die Nieren." oder "Ich nehme es mir zu Herzen." hat jeder schon mal gehört. Dies muss nicht zur psychosomatischen Erkrankung führen, aber diese Redensarten zeigen, wie sehr wir Menschen spüren können was wir erleben. Als würden uns solche Redensarten in ein unbewusst kulturell wirkendes Programm einbetten. "Der Körper ist der Übersetzer der Seele ins Sichtbare." sagte einst Christian Morgenstern.
Die Psychosomatik
Spiegel und Schnittstelle
Was ist die Psychosomatik in der bewusstseins-integrativen Psychotherapie? Was ist die Psychosomatik an sich?
In der von mir begleiteten Psychotherapie ist die Psychosomatik weder die
Psyche noch der Körper.
Sie ist die Schnittstelle zwischen beiden. Sie ist das unsichtbare Geschehen
zwischen einem unangenehmen Gedanken und dem unangenehmen Empfinden im Bauch.
Ein Übersetzungsprogramm zwischen zwei menschlichen Wesensmerkmalen, welche
unterschiedliche Sprachen sprechen.
Vielleicht sind wir selbst die Psychosomatik, im Irgendwie und Irgendwo zwischen
Körper und Psyche, da beide Instanzen von uns beobachtet werden können.
Naturwissenschaftlich betrachtet, besteht dieses Übersetzungsprogramm aus
dem Hormon-, Nerven- und Immunsystem. Doch vielleicht erlaubt uns der Blick
in das eigene Unbewusste, welches nur von uns und für uns selbst beweisbar
ist, eine Erkenntnis über andere und vielleicht höher geordnetere Systeme
in uns, welche das immunoneuroendokrine Netzwerk beherrschen und verwalten?
Also widmen wir uns den inneren klimatischen Bedingungen, damit der Schnee
in uns auch mal wieder liegen bleiben kann, besinnlich und ruhig, in einer
Welt ohne Rast und Ruh.
Metaphorische Erzählung zur Psychosomatik
Luft, Temperatur, Wasserdampf, Druck, Dichte, Frequenzen
Die Psychosomatik ist die Luft in meinem Haus. Sie ist überall, passt
überall dazwischen und kontrolliert das Klima in mir. Wie ein
Dolmetscher zwischen Körper und Psyche.
Sie trägt Wärme und Kälte in alle Geschosse und Zimmer. Oft zunächst unsichtbar
kann sie sich plötzlich ganz sichtbar an den Fensterscheiben niederschlagen.
Als würde ich weinen. Kann nicht mehr richtig in die Welt blicken. Ich fürchte,
ich muss mich selbst nun öffnen, wie ich es mit meinen Fenstern tue.
Doch Sie kann noch dichter werden, wie Nebel. So dass ich fast wie blind
von Zimmer zu Zimmer umherirre, von Gedanke zu Gedanke. Die Luft trägt all
meine Gefühle und Gedanken in sich, fein gelöst, für andere unsichtbar. Sogar
für mich, wenn ich mir meine Luft nicht im Licht aus einer anderen Perspektive
ansehe. Doch auch meine Wünsche und Bedürfnisse sind in ihr. Auch diese kann
ich, wenn ich nur geradeaus schaue, nicht deutlich erkennen. Alles in der
Luft wirkt so unsichtbar. Aber auch meine Pflichten und Regeln. Ich glaube,
zu selten meine Rechte.
Meine Luft ist manchmal wie ein rechtsfreier Raum. Ein jeder Gedanke und
so manche Emotion fliegt chaotisch in mir herum. Kaum öffne ich Türen und
Fenster, kommt nicht nur frische Luft hinzu, sondern an manchen Tagen all
die Abgase und Krankheitserreger anderer Menschen. Gedanken und Tragödien,
die ich gar nicht hören will.
Manchmal wird der Luftdruck so groß, dass meine Wände und Decken zu explodieren
drohen. Mein Körper erbebt in Panik. Ruft nach Hilfe, Stütze und Sicherheit.
Philosophische Gedanken zur Psychosomatik
Der Begriff „Psychosomatik“ setzt sich aus den altgriechischen Wörtern ψυχή psyché (altgr. für Atem, Hauch, Seele) und σῶμα soma (altgr. für Körper, Leib) zusammen. Als Ausdruck verbindet dieses Wort somit Psyche und Körper miteinander ohne selbst Körper oder Psyche zu sein. Diese Trennung von Ausdruck und Kennzeichnung ist von großer Wichtigkeit, um verstehen zu können, was dieser Ausdruck „Psychosomatik“ seinem innersten Wesen nach meinen kann. Das was dieser Ausdruck „Psychosomatik“ also bedeutet ist Etwas, was keines von beidem - also Körper und Psyche - ist, beides jedoch in sich als Ausdruck verbindet.Leicht zu erkennen ist jedoch, dass diese „Verbindung“ nicht klar zu verorten ist, wenn man sich nicht auf einen einseitigen Standpunkt zum Thema „Leib-Seele-Dualismus“ einlassen möchte. Da der Körper (soma) und die Psyche (Atem, Hauch, Seele) zum einen materiell und zum anderen immateriell (zumindest ohne Masse/Gewicht) sind, ist eine eindeutige Zuordnung von Psychosomatik als materiell oder immateriell nicht möglich. Wir finden hier also ein Phänomen vor, diese sogenannte „Verbindung“, welche nicht angefasst noch gefühlt werden kann. Sie ist unbekannt und unbewusst. Denn angefasst bzw. gefühlt werden kann nur ein psychisches Ereignis (z.B. Wut) oder ein physisches Gebilde (z.B. Magen). So kann das eigentliche Wesen, diese Schnittstelle von Soma und Psyche, am ehesten mit einem Compiler (Link zu Wikipedia), also einem Computerprogramm, verglichen werden. In Analoga zum Menschen übersetzt und vermittelt der Compiler zwischen einer höheren Programmiersprache (psychisches System) - und damit auch den Eingaben [Gedanken u. Empfindungen (Gefühle, Affekte u. Emotionen), Bewertungen und Interpretationen] des Users (Benutzers) - und der Maschinensprache (direkte Ausführung im Prozessor mit weisungsgebendem Charakter an die umliegende Peripherie [Hardwarekomponenten]. Denken Sie hier an die reduktionistische biomedizinische Betrachtungsweise des Menschen als Maschine. So können wir hier symbolisch für die Maschinensprache die befehlenden und weisungsgebenden Informationsströme im Nerven-, Hormon- und Immunsystem erahnen, dem sogenannten „immunoneuroendokrinen Netzwerk“. So wie also die Daten (Informationen) in Maschinensprache durch den Prozessor in den daran angeschlossenen Hardwarekomponenten ausgeführt werden, können wir uns hierzu analog die Eingabedaten im psychischen System denken, welche von einem uns unbekannten Compiler („Psychosomatik“) in die vom immunoneuroendokrinen Netzwerk (also von Nerven-, Hormon- und Immunsystem) und seiner untereinander gemeinsam genutzten biochemischen Sprache ausgeführt werden. Vielleicht kann uns also die theoretisch schlüssige und praktisch funktionierende „Wissenschaft“ der Informatik mehr über den Biocomputer Mensch mitteilen, als eine Schulmedizin, welche selbst für sich keine „Wissenschaft“ ist, sondern sich ihr Menschenbild aus dem (überwiegend veraltetem) Wissen vieler Wissenschaften zusammengesetzt hat.